Katholische Kirchengemeinde
Eine Internetverbindung ist für viele Asylsuchende fast genauso wichtig wie Nahrung, Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Mit Hilfe des Vereins „Freifunk Lippe“ stellt die katholische Gemeinde Augustdorf jetzt rund um ihre Kirche frei zugängliches W-Lan zur Verfügung. Etwa 100 Geflüchtete haben dort nun ungehinderten Zugang zum Netz.
Und der ist für die Flüchtlinge in vielerlei Hinsicht bedeutend: Sie nutzen das Internet für die Kommunkation mit Angehörigen, für Übersetzungen, um sich über Lage in der Heimat oder über bürokratischen Angelegenheiten in Deutschland zu informieren.
Kein Wunder also, dass der vorhandene Internetzugang am Pfarrhaus ständig überlastet war. „Teilweise wurde er von 40 Personen gleichzeitig genutzt“, berichtet Jörn Walden von der katholischen Kirchengemeinde.
Die fehlende Kontaktmöglichkeiten sorgten für Spannungen, viele Flüchtlinge gaben viel Geld für entsprechende Smartphone-Verträge oder Prepaid-Karten aus. Nun schaffen acht neue Router rund um die Kirche Abhilfe. „Das Ganze ist etwas aufwändiger, weil das Areal so groß ist“, erklärt Walden, der den Kontakt zu „Freifunk Lippe e.V.“ suchte.
Mehrere Samstage haben die freiwilligen Helfer an der notwendigen Technik gefeilt. Versorgt werden nun das ehemalige Pfarrhaus, das seit Ende 2014 als Unterkunft für Asylsuchende dient, das Gemeindehaus, in dem beispielsweise Deutschkurse abgehalten werden, der angrenzende Bundeswehrparkplatz mit den noch unbewohnten Mobilheimen sowie deretwa 150 Meter entfernte Bundeswehrblock, der ebenfalls als Flüchtlingsheim genutzt wird.
Die bundesweite Freifunk-Initiative setzt sich dafür ein, möglichst vielen Menschen überall und jederzeit einen guten Zugang zum Internet bieten – das Netz soll jedem gehören, unabhängig vom Geldbeutel, so ihr Credo.
Der Zugang zu Bildung, Informationen und Kommunikation sei ein Menschenrecht, schreiben die „Freifunker“ in ihrem Internetauftritt. Schon seit 2012 engagieren sie sich für Geflüchtete, indem sie ihnen die Nutzung von rechtsicherem, freiem, offenem W-Lan ermöglichen. Mehr als 100 Unterkünfte in ganz Deutschland sind dank ihrer Initiative bereits online, beispielsweise in Detmold. „Die Menschen waren sehr dankbar“, berichten Michael Brinkmann, Heiko Dross, Jörg Kastning und André Uhlstein von „Freifunk Lippe e.V.“.
Auch unter den Flüchtlingen in Augustdorf kommt das Projekt gut an. Sie beteiligen sich mit einem einmaligen Kostenbeitrag von 5 Euro pro Person an dem Freifunk-Netz. 1.200 Euro steuert das Erzbistum Paderborn zu, das mit seinem Flüchtlingsfond die Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen in den Gemeinden unterstützt. Die Restkosten übernimmt die katholische Kirchengemeinde.
Internet für alle
Die Freifunker-Communities arbeiten daran, ein flächendeckendes, offenes W-Lan-Netz auf die Beine zu stellen. Jeder, der über einen Internetanschluss verfügt, kann an der Vergrößerung mitwirken, indem er einen Freifunk-Router aufstellt. Der Vorteil der Freifunk-Netze: Die sogenannte Störerhaftung, nach der Inhaber eines Internetzugangs haften, wenn andere über diesen Anschluss beispielsweise illegale Inhalte herunterladen, greift nicht.
Wer Fragen hat, kann sich über „https://freifunk-lippe.de“ an „Freifunk Lippe e.V.“ weden. Der Verein hilft auch gerne dabei, weitere Flüchtlingsunterkünfte mit W-Lan zu versorgen.